Brand

Der große Brand von Obermusbach

Der große Brand in Obermusbach vor 200 Jahren.

Bei einem Gang durch das freundliche Obermusbach mit seinen stattlichen Gebäuden erblickt das Auge mehrmals über den Türsturz die Jahreszahl 1822. Wie die Häufigkeit der Zahl schon andeutet, muss in dieser Zeit etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein. Und in der Tat, es war eine Brandkatastrophe größten Ausmaßes, die innerhalb einer Stunde das Dörflein zu siebzig Prozent einäscherte.

Gasthaus Zum Ochsen von 1910
Gasthaus Zum Ochsen von 1910

Das Jahr 1822 war recht warm und gewitterig. Gegen Jahresende traten noch Erdbeben auf. Durch die anhaltende heiße Witterung waren die noch größtenteils mit Schindeln bedeckten Dächer völlig ausgetrocknet.
Da brach in der Nacht zum 25.Mai um 1:30 Uhr im Hause des Bauern und Heiligenpflegers Johann Adam Hofer ein Feuer aus. Unglücklicherweise zog in dieser Nacht noch ein Gewitter auf, dessen heftige Windstöße die brennenden Dachschindeln weit forttrugen und die Löscharbeiten ungemein beschwerten.
Innerhalb von einer Stunde standen zehn Bauernhäuser mit Nebengebäuden, sowie die Kirche in Flammen. Der Brand konnte noch in 60 km Entfernung wahrgenommen werden.

Sogleich nach dem Brande begannen die Geschädigten mit dem Wiederaufbau und bis zum Jahresende waren neun Häuser neu entstanden.
Vom Wiederaufbau ausgeschlossen blieb die Kapelle. Die Regierung des Schwarzwaldkreises in Reutlingen konnte die hohen Baukosten für die geringe Einwohnerzahl (14 Familien mit 122 Einwohner) nicht gutheißen. Sie empfahl den Besuch der Grüntaler Kirche.
Die abgebrannte Obermusbacher Kapelle gehörte zu den ältesten Gotteshäusern unserer Umgebung und war der Mutter Gottes („Unser lieben Frauen“) geweiht. Sie findet bereits im geistlichen Lagerbuch von 1535 Erwähnung, dürfte aber weit älter sein, wie ein Unterpfandbrief aus dem Baiersbronner Tal von 1484 vermerkt.

Auszüge aus „Geschichte der Kirche und Pfarrei Grüntal von Oswald Heinzelmann“.

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Letzte Änderung am 15.04.21